Badisches Tagblatt: Immer wieder galoppiert Baden-Baden über den Turf

Welche Ausstrahlung die Iffezheimer Rennveranstaltungen seit ihrem Beginn 1858 weltweit haben, belegt auch die Tatsache, dass es in den letzten 143 Jahren immer wieder Züchter und Besitzer gab, die ihren Pferden den Namen Baden-Baden gaben. Zum Frühjahrsmeeting präsentiert das BT in Kurzform ihre Geschichten:

Baden-Baden (1):

1874 wurde im Woodford Stud in Kentucky ein Hengst geboren, den der Vollblutzüchter Daniel Swigert auf einer Auktion als Jährling für 1010 Dollar ersteigerte und „Baden-Baden“ nannte. Wie aber kommt ein amerikanischer Pferdezüchter dazu, einem Pferd diesen Namen zu geben? Des Rätsels Lösung: Swigert hatte einst Baden-Baden und die Iffezheimer Rennbahn kennengelernt und in bester Erinnerung behalten. Berühmt wurde der Hengst als Dreijähriger. Er gewann nämlich 1877 auf der Rennbahn Churchill Downs in Louisville das klassische Kentucky-Derby. Nach diesem Erfolg verkaufte Swigert den Hengst für 12500 Dollar an William Backhaus Astor jr. aus New York. „Baden-Baden“ war weiter erfolgreich, doch in den Traver Stakes, die er gewann, verletzte er sich und musste eingeschläfert werden. Als Werbeträger für die Bäderstadt ist er weiter tätig: Überall auf der Rennbahn Churchill Downs sind auf Schildern die Namen der bisherigen Gewinner des Kentucky Derbys verewigt, darunter ist auch Baden-Baden zu finden.

Baden-Baden (2):

Das zweite „Baden-Baden“-Pferd war eine Schimmelstute, geboren 1955 in Recklinghausen im Gestüt des Züchters Erich Speckmann, der als Fahrer und Trainer im Trabrennsport bekannt war. Die Stute machte sich bald einen Namen auf der Trabrennbahn. Schon als Zweijährige fiel sie auf. 1958 avancierte „Baden-Baden“ zu einem Spitzenpferd. Im Deutschen Traber-Derby wurde sie Zweite und siegte dann im Deutschen Traber-St.-Leger. Sechsjährig musste die Stute wegen eines Beinleidens ihre Rennlaufbahn beenden. Insgesamt trabte die Stute 115930 Mark ein und wurde der Zucht zugeführt.

Baden-Baden (3):

Auf der Barrack-Farm in Charlottesville (Virginia) erblickte 1961 ein Hengst das Licht der Welt, der sein Dasein Dark Star, dem Kentucky-Derby-Sieger von 1953, verdankte. Als Deckhengst stand dieser im Gestüt von Leslie Combs II., einem Enkel jenes Daniel Swigert, der mit „Baden-Baden“ 1877 das Kentucky-Derby gewann. Auch Leslie Combs II. hatte„Baden-Baden“ kennengelernt, und so nannte er den 1961 geborenen Hengst genauso. In den Renn-Annalen hinterließ dieser Namensträger aber keine besonderen Spuren.

Baden-Baden (4):

Auf der Iffezheimer Jährlingsauktion bot 1993 der Züchter Dr. Klaus Schulte eine am 17.April 1992 geborene Stute namens „Baden-Baden“ an. Zur Namensgebung erklärte er: „Schon als Fohlen war die Stute außerordentlich hübsch. Und da Baden-Baden eine schöne Stadt ist, die ich liebe, und der Name der Mutter mit einem B beginnt, kam mir halt die Idee.“ Für 17000 Mark ersteigerte der Baden-Badener Rennstallbesitzer Arnold Nothdurft (Stall Nordpol) die Stute. Zweijährig blieb sie in ihrer Entwicklung etwas zurück und absolvierte nur zwei Rennen, von denen sie eins gewann. Dreijährig kam sie elfmal an den Start. Ein Sieg und fünf dritte Plätze wurden notiert. Preisgeld: insgesamt 28300 Mark. Ihr größter Erfolg war am 3. September 1995 der Sieg im Oettingen-Wallerstein-Rennen in Iffezheim mit einem Preisgeld von 12000 Mark. Damit war die Stute interessant für die Zucht, der sie 1996 im Gestüt Etzean zugeführt wurde.

Baden Baden (5):

Im Gestüt Görlsdorf, das von der Berliner Unternehmer-Familie Bischoff-Lafrentz betrieben wird, wurde am 19. Januar 2016 eine Stute geboren. Ihr Vater „Sea The Moon“, gewann 2014 überlegen das 145.Deutsche Derby und war am Jahresende Europas Nummer 1. Verletzungsbedingt musste der Ausnahmegalopper seine Rennbahnkarriere beenden und steht seit 2016 als Deckhengst im Lanwades Stud in Newmarket. Die Mutter der Stute ist „Berlin Berlin“. Deren beste Leistung: Zweite im Großen Preis von Berlin (Gr. 1). Kurz nach der Geburt von „Baden Baden“ verstarb „Berlin Berlin“. Da der Name der Mutter mit „B B“ beginnt, war es für Züchterin Heike Bischoff-Lafrentz klar, dass die Stute nur „Baden Baden“ heißen konnte. Sie soll künftig in den Görlsdorfer Farben laufen. Lediglich der Bindestrich im Namen fehlt bei dem Fohlen: Das Zeichen darf in der Vollblutzucht inzwischen bei der Namensgebung nicht mehr verwendet werden.

Text: Karl Reinbohte

(24.05.2017)